K., looking at things

Nur gut, dass es sowas wie das Rentnerdasein einerseits und Karwochen (in denen sowieso niemand erreichbar ist) andererseits gibt. So habe ich in den nächsten Tagen Zeit, mir Dinge anzugucken, die mir das Netzleben in den letzten 24 Stunden auf den Bildschirm gespült hat. Das Folgende sind keine Empfehlungen (dazu müsste ich ja schon näher hingeguckt und hinbewertet haben), sondern eine Art ToDo- bzw. ToAnguck-Liste:

  • Der Nachbar aus Neukölln (ich darf ihn noch so nennen, auch wenn ich seit acht Jahren eine dreiviertel Republik entfernt von Neukölln lebe) schreibt:
    „Seit gestern trendet in meinem Geißenpeter Neugiertool und in diesem Weblog Kritzelheft der Beitrag »All about Anytype – meine neue, digitale Rumpelkammer?« vom August letzten Jahres, in dem ich erstmals Anytype als freie (Open Source) Alternative zu dem proprietären Notion und als meine (eventuell) zukünftige digitale Rumpelkammer vorgestellt hatte.
    Mittlerweile hat das Thema Fahrt aufgenommen, da bedingt durch die jüngste politische Entwicklung in den Vereinigten Staaten von vielen verstärkt nach einer europäischen (und damit DSGVO-konformen) Alternative zu US-amerikanischer Software gesucht wird. Und da Anytpye im Gegensatz zu Notion eine echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet und die Hersteller in der Schweiz sitzen (die EU-konforme Datenschutzrichtlinien erfüllt) ist es ziemlich sicher, anzunehmen, daß die Software keine Hintertürchen für die NSA oder andere (nicht nur) amerikanische Geheimdienste eingebaut hat.“

    Anytype habe ich vor knapp zwei Jahren auch mal angeguckt, als ich auf der Suche nach einem Wissensmanagement- oder Zettelkastentool war. Anytype kann viel – so viel, dass ich vor anderthalb Jahren überwältigt aufgegeben habe. Bei der Neuinstallation konnte ich feststellen, dass meine zaghaften Versuche von damals immer noch im Backup der damaligen Betaphase gespeichert waren, und dass ich Anytype immer noch überwältigend finde. Aber vielleicht hilft ja ein YouTube-Video?
    Ja, warum nicht (seufz)? Hier ist eines aus dem Hause c’t, das vielleicht weniger geschwätzig ist als andere. Mal angucken.
  • Das Video enthält übrigens bezahlte Werbung für ein anderes Produkt aus der Schweiz: mykSuite von einer Firma mit dem nicht ganz unsympathischen Namen infomaniak. Das Produkt bewirbt sich als europäische Alternative zu GMail, GDrive, GDocs und noch einer Reihe anderer Dinge mit G – ziemlich große Schlappen für etwas, das es erst seit 2019 gibt (infomaniak ist dagegen älter und besteht in der einen oder anderen Form seit über 30 Jahren). Darüber hinaus wird kSuite noch als „ethische Lösung für den Schutz Ihrer persönlichen Daten“ angepriesen – holla! Open source ist die Sache nicht oder nur teilweise, dafür kostet es für Privatnutzer nichts oder unter 2 Euro/Monat. Nochmal: (Noch) keine Empfehlung, nur was zum Angucken.
  • Und dann fand ich in meinem treuen Feedreader wieder Inhalte von Felix Schwenzel, was mich irnzwie gefreut hat. Er selbst freut sich offensichtlich, oft und wortreich über den neuen Unterbau seiner Seiten, ein CMS namens Kirby („the CMS that adapts to you“). Das Ding kostet für Einzelpersonen und kleine Seiten € 99, das sind genau € 99 mehr als beispielsweise WordPress. Aber wenn einer schon so begeistert darüber schreibt, dann könnte ich es mir doch auch angucken. Weggucken kann ich dann immer noch.

Und weil das inzwischen eine gewisse Relevanz bekommen hat: Auch Kirby ist ein europäisches Produkt – aus Neckargemünd. Gleich mal nachgucken, wo das nun wieder ist.

Unplug!

Was bisher geschah: Am 5. November 2024 wurde Donald „The Donald“ Trump zum zweiten Mal zum US-Präsidenten gewählt. Am 8. November 2024 reaktivierte ich meinen leise schnarchenden GMX-Account, stellte sämtliche GMail-Logins darauf um, zog meine beiden Maildomains nach Karlsruhe (= GMX) um, schaufelte alle Daten von meinem Google-Drive auf meinen neuerworbenen GMX-Drive, dito alle Google-Photos erstmal zu Apples iCloud, und legte meinen Google-Account still. drei Tage nach der Wahl.

(Nebenbei bemerkt: GMX deshalb, weil es in einer sehr deutschen Art – es hat sowas Gusseisernes an sich… – das Google-Paket spiegelt, mit Mail, Kalender, Kontaktliste, Online-Office mit Speicherplatz in der Cloud, Tracking, was nicht alles (gegen das Tracking kann der Mensch aber was unternehmen). Die Zeit seither beschäftige ich mich mit der Optimierung des Umzugs, d.h. mit Alternativen zu GMX.)

Damit will ich überhaupt nicht sagen, ich hätte alles schon gewusst, obwohl ich in meiner Leseliste einige eher linksliberale US-Medien habe: salon.com, The Atlantic, Alternet, um nur drei zu nennen. Es war eher „ein ganz mieses Gefühl“ (H. Ford in verschiedenen Filmen und unterschiedlichen Rollen), das mich antrieb, meine Daten nach Europa, nach Hause zu holen. Und was ich seit dem Amtsantritt der Machtergreifung des 47. Präsidenten so lese, verschlägt mir einerseits so sehr die Sprache, dass ich auf diesen Seiten seit ihrer Wiedereröffnung höchstens sehr indirekt über Politik schreibe, obwohl sie der eigentliche Anlass für diese Wiedereröffnung darstellt. Andererseits muss ich in meinem Alter nicht nur auf die körperliche, sondern auch meine seelische Gesundheit achten, was zu einem gewissen Vogel-Strauß-Verhalten führen kann.

Trotzdem: ! Dass ganz sicher nicht meine kleine Abwanderung, vielleicht aber die kollektive einer Reihe von Europäer/innen zu Einnahmeverlusten auf der anderen Seite des Großen Wassers führen kann, ist aus meiner Sicht ein Nebeneffekt, ein möglicherweise marginaler. Was mir viel wichtiger ist: Ich möchte nicht, dass meine Daten von einem Regime ausgewertet werden können, das auf gesetzliche Regelungen oder auch nur den menschlichen Anstand pfeift. Zu diesem Regime zähle ich nicht nur den größenwahnsinnigen Bauunternehmer Bankrotteur und seine mafiösen Berater, sondern auch alle Opportunisten, die das gruselige Spiel mitspielen, alle, die ihr Rückgrat an der Garderobe abgegeben haben und jetzt ihre Machtlosigkeit bejammern (looking at you, high-ranking Democrats!) und auch die Konzerne, die vor dem Orangenen Jesus eingeknickt sind und seine Politik befördern, und sei es durch irrsinnige Spenden.

Natürlich bin ich nicht so blauäugig, zu glauben, mit der Aktion vom 8. November 2024 seien meine Daten in Sicherheit. Es gibt möglicherweise Backups, von denen ich nichts weiß, und den Google-Account und andere werde ich im Leerlauf schon deshalb beibehalten, weil zu viele meiner Mitmenschen ihn als meine einzige Mailadresse ansehen, auch wenn ich dann immer von einer EU-Adresse antworte. Aber ab sofort sind sie eben hier, und der nächste Schritt wird sein, sich über eine möglichst starke Verschlüsselung Gedanken zu machen. GMX hat hier übrigens genau das falsche Signal gesendet.

Denn auch in Europa gibt es Menschen, die gerne über die Daten ihrer Mitmenschen Bescheid wüssten.

An die 80 Millionen Bundestrainer…

…die ihr im Nebenberuf als Politiker/innen, Virologen, Klimafachleute, Journalist/innen amtieret: Ihr seid es, die mir selbst auf Mastodon manchmal die Laune verderbt mit euren Forderungen, dies oder jenes aber auch zofort!! umzusetzen oder auch zu unterlassen. Dabei ist es gar nicht so sehr der Inhalt Eurer Posts als der Ton, der nervt. Denn so schwer es zu begreifen ist: Diejenigen, die ihr kritisiert, sind erstaunlicherweise nicht ausnahmslos korrupte oder unfähige Trottel. Im Gegenteil: Die meisten davon haben ihren Beruf nicht nur gelernt, sondern machen ihren Job auch einigermaßen anständig – sonst hätten sie ihn nicht mehr.

Umso bitterer ist es, wenn der beißende Tadel von jemand kommt, der/die dem jeweils kritisierten Berufsstand selbst angehört und deshalb weiß, wovon er/sie spricht. Aber da müssen wir dann durch.

K reloaded