#unplugTrump hin oder her – wenn es um die Wahl des besten, politisch korrektetesten oder auch nur sinnvollsten Maildienstes geht, bin ich angesichts der Zahl von GMail-Nutzern in meiner kleinen Welt inzwischen im Stadium „Macht doch, was ihr wollt!“ angekommen.
Eigentlich sollte der Mensch schon in den Zeiten a.T. (ante Trumpum) um GMail, outlook.com, Yahoo! Mail und auch iCloud-Mail aus Gründen der Datensammelei einen großen Bogen gemacht haben. Hat er offenbar nicht. Aber im Jahr 1 der zweiten Herrschaft des T. geschehen noch kleine Wunder: Eine (in Worten: 1) bisher entschiedene Nutzerin von GMail und iCloud-Mail hat mich vor ein paar Tagen gefragt, welchen Maildienst sie in Zukunft denn nutzen soll.
Ich habe ihr die übliche Liste von posteo.de, mailbox.org, mail.de und – mit Abstrichen – auch GMX vorgebetet – wobei GMX nur dann genutzt werden sollte, wenn mensch zusätzliche Maßnahmen zur Tracking-Vermeidung ergreift (dazu später vielleicht mehr).
Die beiden Exoten-Anbieter, die in Datenschutz- und Sicherheitsrankings regelmäßig ganz vorne stehen, Tutanota und Protonmail nämlich (offenbar ist es inzwischen Mode, den zweiten Teil des ursprünglichen Markennamens wegzulassen), habe ich nicht empfohlen. Dabei sind gerade diese beiden für das Spielkind interessant; das Spielkind bin in diesem Falle ich, der professionellen Einordnung (nicht nur) eines Experten zufolge.
Beide bieten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei der Speicherung und dem Transport zumindest innerhalb des eigenen Dienstes an, Proton durch die Verwendung von PGP auch im Nachrichtenaustausch mit anderen Diensten. Tuta verwendet eine eigene hybride Mischung aus verschiedenen Algorithmen und behauptet, die sei auch von Quantencomputern nicht zu knacken. Das muss man glauben – prüfen können das nur die Experten. Proton dagegen akzeptiert die eher herkömmlich zu nennende Sicherheit von PGP.
Das Spielkind findet faszinierend, dass eine mittelgroße Schweizer AG (Proton) und eine kleine deutsche GmbH (Tutao – mit „o“ am Ende) ihre eigenen Wege gehen, statt auf die Bereitschaft der Nutzer/innen zu setzen, sich mit PGP oder dem anderen Verschlüsselungsstandard S/MIME auseinanderzusetzen. Zusätzlich schön: die aufgeräumten und schicken Weboberflächen. Yay!
Beide Dienste lassen die Entschlüsselung aber nur im Browser bzw. in den eigenen Clients zu – und das ist der Grund, weshalb ich mich bei aller spielkindesken Begeisterung bisher nicht dauerhaft mit einem der beiden Anbieter (oder auch mit beiden) anfreunden wollte. Beide unterstützen die allgemein verbreiteten und akzeptierten Mailprotokolle IMAP und SMTP nicht und können deshalb nicht (oder bei Proton nur über einen umständlichen Umweg auf dem Heimrechner) mit handelsüblichen Mailprogrammen genutzt werden. Darüber hinaus bieten beide zwar eine Kalenderfunktion und eine Kontaktliste an, unterstützen aber auch hier die üblichen Protokolle CalDAV und CardDAV nicht. Das hat u.a. zur Folge, dass der Mensch auf seiner Mobilquatsche zwei Kontaktlisten parallel führen muss: eine für die E-Mail, die andere für alle übrigen Funktionen des Gerätes (zum Telefonieren zum Beispiel…).
Die Begründung dafür ist absolut einleuchtend: IMAP, SMTP, CalDAV und CardDAV verstehen sich nicht mit der Verschlüsselung, egal ob Proton oder Tuta. Und so sagt das Spielkind schmollend: Ich empfehle und benutze dann doch lieber einen Dienst, der auch andere in seinen Buddelkasten spielen lässt und die allgemein akzeptierten Standards unterstützt.