Die Saga von der idealen Mail geht weiter – diesmal nicht auf der Seite der Dienste, sondern lokal. Gestern war’s, als ich schrieb:

Schön zu wissen, dass es außer mir noch andere Mailnerds gibt.
https://bonn.social/@kklein/114161936165255794
…verbunden mit einem Link zu einem Artikel über Fünf wirklich gute Alternativen zu Outlook und Thunderbird. Mal abgesehen davon, dass es zu Outlook noch nicht einmal gute Alternativen braucht – da tut es jede, und das Leben wird grundlegend besser… Aber zurück zum Thema.
Jan-Keno Janssen fasst in dem Artikel (eigentlich ist es ein Video mit Transkript) seine Eindrücke zu fünf Mailclients zusammen für diejenigen, die Webmail nicht ausreichend finden: eM Client, Canary Mail, FairEmail, AirMail und den eingebauten Mailclient von Vivaldi. Drei davon hatte ich schon mal ausprobiert; FairEmail nicht, weil Android-only, und AirMail nicht, weil Dings.
Der Vivaldi-Mailclient sieht sich in der Nachfolge des Mailers des „klassischen“ Opera-Browsers – mit einer Menge Datenbank-Klimbim im Hintergrund, der sicher sehr nützlich ist, aber die Ecken und Kanten im Frontend m.E. nicht ausgleicht. Und Canary Mail ist mir schon früher begegnet, als ich einen PGP-fähigen Mailer für iOS suchte und in Canary eine reichlich over-engineered App fand.
eM Client dagegen – als ich das in dem Transkript las, wurden Erinnerungen wach an meine Experimente mit eM Client unter Windows 10, an ein Mailprogramm, das so ziemlich alles konnte, was man mit Mail, Kalender und Kontakten anstellen kann, wenn auch nicht mit allen Anbietern gleich gut. Außerdem kommt der em Client – hallo, #unplugTrump – aus Prag, Tschechische Republik, ist leider nicht open source (aber das ist unter den verbreiteten Mailapps doch ohnehin nur Thunderbird, oder?) und hat ein interessantes, wenn auch verwirrendes Lizenzmodell. Neben der Gratislizenz für den bescheidenen Privatnutzer gibt es noch verschiedene andere Lizenzen, für die es dann aber auch abzudrücken gilt. Und die Firma merkt sich das. Als ich den eM Client v. 10 heute auf dem Mac installierte, wußte er, dass ich mal für die Version 7 eine Lifetime-Lizenz gekauft hatte, die jetzt für die Version 10 genauso gültig war. Damals hatte ich dafür, glaube ich, € 89 bezahlt; heute kostet das gleiche € 149,95, dann aber gleich für drei Rechner. Richtig billig ist das nicht – mit Ausnahme der Gratislizenz (ach was!).
Der eM Client kriegt auf meinem Mac also eine neue Chance – was aber wirklich interessant ist: Es gibt ihn inzwischen auch mobil, für iOS und Android. Und weil die Desktop-Version Verschlüsselung nach PGP und S/MIME beherrscht, tun das die mobilen Versionen auch. Verschlüsselungsnerds, die sich bisher mit Canary Mail oder anderen Exotenlösungen auf ihren Mobilquatschen herumgeplagt haben, horchen interessiert auf.
Aber ist das nicht ähnlich over-engineered wie Canary (s.o.)? Klar, isses, auch wenn die mobilen Versionen längst nicht so viele Einstellungsmenus zum Darin-Verirren haben wie die Desktopversion; sie können auch keine Kalender und wollen nicht recht mit der iOS-Kontaktliste. Was aber sehr schick ist: Die Einstellungen lassen sich per QR-Code von einem Gerät aufs andere übertragen.
Was die App wirklich kann, werde ich in den nächsten Tagen herausbekommen. Ich bin gespannt.
Nachtrag: Leider glauben auch die Menschen hinter dem eM Client, mit KI-Zauber Punkte machen zu müssen. Zum Glück ist das ein kostenpflichtiges Add-on und deshalb auf meinen Geräten nicht zu finden. Ich schreibe mir meine Mails noch selber.