Such, Fifi!

Beim nächtlichen föderativen Doomscrolling (= schlafloser Blick in meinen Mastodon-Feed) gefunden: Bald kein Zugriff mehr auf den Bing-Index. Was bedeutet das für MetaGer? Als langjähriger Nutzer der ebenfalls mit Bing-Ergebnissen (und deren beschränkten Nutzen) arbeitenden Suchmaschine duckduckgo.com fällt mir spontan ein: „Nicht sonderlich schade drum“, auch wenn eine Metasuchmaschine wie MetaGer natürlich davon lebt, unterschiedliche Quellen einzubinden.

Was mich allerdings aus dem nächtlichen Halb- in einen Viertelschlaf eskaliert (oder eigentlich: endgültig geweckt) hat, waren die folgenden Sätze:

[…] ist das Wegbrechen von Bing das Zeichen einer problematischen Entwicklung. Es verdeutlicht sich, dass die Zeiten für konventionelle Suchmaschinen offenbar schlecht stehen. Dazu passt auch die Situation Googles, die laut Artikel im Standard vom 18.Mai 2025 […] beunruhigend ist. Der ehemalige Google-Fokus auf die traditionelle Suche, die KI allenfalls ein Randdasein zugestehen wollte, entspricht offenbar nicht mehr dem veränderten Nutzerverhalten. War Google lange Zeit zögerlich, wird daher nun mit Vollgas auf den KI-dominierten Weg eingeschwenkt.

SUMA-EV: Bald kein Zugriff mehr auf den Bing-Index. Was bedeutet das für MetaGer?

„…entspricht nicht mehr dem veränderten Nutzerverhalten“? Wir hätten es uns denken können, als die ersten KI-Inhalte auf der Googleseite auftauchten und die eigentlichen Suchergebnisse nach und nach auf Platz zwei oder drei (die „gesponsorten Inhalte“ gibt’s ja auch noch) verdrängten. Schließlich ist Google u.a. deshalb erfolgreich, weil man dort im Allgemeinen weiß, was man tut – oder, im vorliegenden Falle: was derdiedas Nutzertier erwartet und wünscht.

O-ha! Das erklärt u.a., warum die respektierte (Ex-) Kollegin („Ex“ nicht wegen KI, sondern wegen meiner Pensionierung) plötzlich mit Fachwissen „von ChatGPT“ glänzt – und weniger kritisch unterwegs seiende Menschen in Wortsinne schlicht nachplappern, was sie „im Netz gefunden“ haben, solange es nur plausibel genug klingt. OK, letzteres ist immer seltener eine Bedingung sine qua non, ich weiß.

Liegt es daran, dass Menschen im 21. Jahrhundert schon wieder verlernt haben, wie man anständige Suchanfragen fomuliert, und sich lieber in unklaren Formulierungen mit Maschinen unterhalten? Mit Maschinen?? Na, aber hallo!

Ist es womöglich ein bisher geheimgehaltener Teil von Steve Bannon, die zone mit shit zu flooden? Wohl nicht, auch wenn es haargenau in den derzeit in den USA und mehr und mehr in Europa zu beobachtenden Kampf gegen Fakten, Wahrheit und Wissen passt. Wissen ist Macht, nichts wissen macht nix – der Kalauer aus dem letzten Jahrhundert als Prinzip neuzeitlicher Machtausübung. Super.

Ist es ein großer Schritt hin zur Weltherrschaft der Maschinen und Selbst-Unterjochung der Menschheit? Kein Wunder, dass ich heute nacht nur schwer wieder einschlafen konnte.

Folgen wir dem Beispiel der US-Medien und lassen – kritiklos – auch die andere Seite zu Wort kommen. GPT4.1-nano meint zu dem Thema:

„AI-generierte Suchmaschinenanfragen bieten zahlreiche Vorteile, wie die schnellere und präzisere Auffindung von Informationen. Durch natürliche Sprachverarbeitung können Nutzer komplexe Fragen stellen, die von KI-Systemen besser verstanden und beantwortet werden. Dies verbessert die Nutzererfahrung erheblich und spart Zeit bei der Informationssuche. Allerdings gibt es auch Risiken, etwa die Gefahr der Verzerrung durch voreingenommene Algorithmen, die falsche oder einseitige Ergebnisse liefern können. Zudem besteht die Möglichkeit, dass sensible Daten unbeabsichtigt offengelegt werden, wenn die Anfragen nicht sorgfältig formuliert sind. Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von KI-Systemen, die das kritische Denken der Nutzer beeinträchtigen könnte. Es ist daher wichtig, die Nutzung solcher Technologien mit einem kritischen Blick zu begleiten. Die Weiterentwicklung von AI-gestützten Suchanfragen sollte stets auch ethische Aspekte berücksichtigen, um Missbrauch zu vermeiden. Insgesamt können AI-generierte Anfragen die Informationsbeschaffung revolutionieren, erfordern jedoch verantwortungsbewussten Umgang. Nur so lässt sich das volle Potenzial dieser Innovation sicher und effizient nutzen.“

Wer über den dritten Satz hinaus weiterlesen kann und weitergelesen hat, ist klar im Vorteil.

Noch eine Info in eigener Sache: Wer hier und heute die Fortschreibung des letzten Eintrags erwartet hätte, dem geht es wie mir. Die OP ist gerade zum zweiten Mal kürzestfristig (= unter 24 Stunden Vorlauf – das sollte ich mir mal bei Zahn- oder anderen Ärzten erlauben!) verschoben worden. Deshalb die Bitte an die p.t. Lesendenschaft ebenso wie an das eigene Betriebssystem: Stay tuned!

Natural stupidity

Das Gegenteil von Artificial Intelligence ist bekanntlich Natural Stupidity. Oft genug sind die Ergebnisse aber nur schwer zu unterscheiden. Deshalb habe ich meine Gründe, AI (auf deutsch: KI) so weit wie möglich zu umgehen. Hier sind sie:

  • Googlenutzer (und leider auch die Nutzer anderer Suchmaschinen) wissen es längst: AI ist in der Lage, im Brustton der Überzeugung geniale Erkenntnisse ebenso wie halluzinierten Blödsinn von sich zu geben. Das hängt einerseits am Error Code 42 (= sitzt 42 cm vor dem Bildschirm) zu tun, da wir doofen Menschen immer noch nicht gelernt haben, uns so auszudrücken, dass Maschinen uns korrekt verstehen. Andererseits liegt es auch oft genug daran, dass die Maschine den korrekten Kontext, in dem die ihr gestellte Frage steht, nur ungenau oder ganz falsch errät. Und nicht zuletzt liegt es daran, dass das Internet, wer wüsste es nicht, mit geistigem Müll vollgeschrieben wurde ebenso wie mit aufregenden wissenschaftlichen Neuheiten, und das die Maschine beides gleich behandelt und auswertet. Einen bias zugunsten der liberal arts will man sich ja nicht vorwerfen lassen.
  • Eher abschreckend finde ich auch, mit welcher Blauäugigkeit sogar intelligente Menschen akzeptieren, was ihnen AI vorwirft. Konkretes Beispiel aus meinem erst vor einem guten halben Jahr zu Ende gegangenen Berufsleben: eine Diskussion über die Unterschiede zweier in den Bewegtbild(hahaha!)-Medien gebrauchten Begriffe. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass derartige Begriffe nicht unbedingt absolut zu nehmen sind, sondern ihr Gebrauch sich im Lauf der Zeit an unterschiedlichen Stellen und in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich entwickelt hat. Das kann und muss aber eine AI nicht unbedingt wissen.
    So kann es also vorkommen, dass ChatGPT zwei Begriffe in einer Art definiert, die in Umgebung A richtig, in Umgebung B aber sinnentstellend falsch ist. Wenn dann ein Projektmensch mit einem gewissen Stolz verkündet, dass ChatGPT das aber so definiert, ist der Kontakt des eigenen Kopfes mit der Tischkante nicht mehr weit.
  • Einen Teil meiner Tätigkeit in einer vom Urheberrecht (mit-) bestimmten Branche habe ich damit verbracht, für die Einhaltung eben dieser Urheberrechte zu kämpfen arbeiten. Konkret: Ich musste in den späten Nuller-Jahren erschreckend vielen Kolleginnen und Kollegen erklären, dass ein Video nicht allein deshalb verbreitet (= gesendet) werden darf, weil es im Internet stehe und deshalb öffentlich verfügbar sei. Einige hielten mich damals für einen Spielverderber. Immerhin wurde u.a. mit meinem Input anschließend ein recht ausgefuchstes Rechtemanagement entwickelt.
    Und nun kommt eine ganze Industrie und sagt, die Einhaltung von Urheberrechten mache den Fortschritt unmöglich – und wertet unterschiedslos alles aus, was ihren Bots in die ungewaschenen Krallen fällt. Aktuelles Beispiel: OpenAI’s Studio Ghibli meme factory is an insult to art itself.

According to Evan Brown, an intellectual property lawyer at the law firm Neal & McDevitt, products like GPT-4o’s native image generator operate in a legal gray area today. Style is not explicitly protected by copyright, according to Brown, meaning OpenAI does not appear to be breaking the law simply by generating images that look like Studio Ghibli movies.

However, Brown says it’s plausible that OpenAI achieved this likeness by training its model on millions of frames from Ghibli’s films. Even if that was the case, several courts are still deciding whether training AI models on copyrighted works falls under fair use protections.

OpenAI’s viral Studio Ghibli moment highlights AI copyright concerns
  • Aus dem selben Grund (vier Jahrzehnte in den Medien) kann ich es nicht gut finden, wenn AI dafür genutzt wird, Inhalte zu erzeugen, die im Gegenzug nicht mehr von mehr oder weniger gut bezahlten Menschen erzeugt werden müssen. Diesem Problem sehen sich nicht nur Medienmenschen gegenüber, sondern Berufstätige in vielen Branchen. Das macht die Sache aber nicht besser.
  • Dass Generative AI zu allem Schlechten auch noch ein Ressourcenfresser erster Sorte ist, muss ich nicht extra erwähnen, oder? Ressourcen sind ja offensichtlich kein Problem mehr – man muss ja nur danach bohren (Trump) oder sie in Russland kaufen (AfD u.a.).
  • Und schließlich mag ich AI nicht, weil ich langsam ins Stadium des präsenilen Krückstockfuchtelns komme. Das kann durchaus auch ein Grund sein, doch, ja.

Wie dem auch sei: Ich finde AI unnütz oder sogar gefährlich und umgehe sie deshalb, so weit es mir möglich ist.