Horror Vacui

Man möcht’s ja nicht glauben.

Ja, ich sitze vor meiner Logseq-Installation und gucke mir an, wie sie Gedanken, Ideen, Infobrocken miteinander verknüpft – oder auch nicht. Ich lese und gucke Tutorial nach Review nach Tutorial, finde manche davon blöd, andere wieder sehr hilfreich – und sehe, dass Logseq ein sehr mächtiges Tool ist, um die eigenen Gedanken zu erfassen, zu verwalten und zu verarbeiten. Aber…

Was, wenn da nichts zu erfassen, zu verwalten und zu verarbeiten ist?

Damit wir uns richtig verstehen: In der Birne des Autors dieser Zeilen geht schon was vor, speziell werktags zwischen 9:00 und 17:30 – Kram, der sich durchaus mit Logseq oder auch einem anderen Zettelkastentool verwalten ließe. Es ist nur so, dass ich in dieser Zeit für die Arbeit nicht nur bezahlt werde, sondern auch einen arbeitgebereigenen und -konfigurierten Laptop nutzen darf und soll. Und da ist eben kein Logseq drauf, und nach 17:30 schalte ich die Denkmaschine (die biologische, nicht den Laptop oder auch eine private IT) derzeit gerne auf Sparflamme – die Energiepreise, Sie verstehen schon.

Tatsache ist, dass das, was ich des Abends und am Wochenende denke, mit Logseq über-verwaltet wird; ich wünsche mir dafür eher ein Notiztool so wie den alten Freund Joplin (zurück). Das geht inzwischen schon eine ganze Zeit so, und ich starre zwischendurch ratlos bis missmutig auf das Logseq-Icon in der Taskbar und klicke es nicht an.

Jo. Das bleibt jetzt bis mindestens Jahresende auch so, denn dann habe ich Urlaub, komme vielleicht aus dem beruflichen Gedankenstrudel heraus und wieder in meine eigene Gedankenwelt hinein, und dort ist dann auch für Ideenmanagement wieder mehr Platz und Zeit.

In der Zwischenzeit sehe ich mit Interesse zu, wie der Nachbar aus Neukölln mal wieder die technische Grundlage seines Blogs Kritzelheftes umbaut und plötzlich von seiner Githubseite aus sendet. Sowas habe ich vor vielen Jahren auch mal gemacht und bin nicht so wahnsinnig weit gekommen, u.a. weil die Entwicklung des damals verwendeten Blogtools Octopress kurz darauf eingestellt wurde (die Seite ist aber immer noch erreichbar!).

Ich weiß: Technische Basteleien dienen (zumindest mir) dazu, von inhaltlichen Durststrecken abzulenken. Aber gucken wird man doch noch dürfen.