Es geht weiter. Sort of…

Unsortierte, unkonzentrierte Notizen ca. fünf Wochen (!) später. Wahrscheinlich sollte ich mir einen Zettelkasten zulegen, um produktiver zu arbeiten.

Ja, sehr komisch. Während mich die Arbeitswochen in Atem gehalten haben und die Wochenenden mit ausgleichendem Nichtstun gefüllt waren, habe ich meine Notizen – die wenigen, die anfielen – weiter mit Joplin geführt, weil

  • Gewohnheit
  • Joplin läuft auf allen Geräten in meinem Fuhrpark, und
  • Joplin synchronisiert die Inhalte verschlüsselt kostenfrei über einen WebDAV-Ordner oder für wenig Geld über die hauseigene Cloud.
  • (Möglicher) Nachteil: Wenn man wg. Sync über die Cloud die Verschlüsselung einschaltet, bekommt der Mensch verschlüsselte Markdown-Dateien, die nur mit einer der Joplin-Apps wieder entschlüsselt werden können.
  • Tatsächlicher Nachteil: Einen Outlinermodus kennt Joplin nicht, die beiden anderen Kandidaten aber schon.

Zeitgleich habe ich aber das vom Nachbarn aus Neukölln an dieser Stelle empfohlene Tool Zettlr achtlos auf der Festplatte meines neuen Heimrechners herumgammeln lassen, weil

  • Arbeitswochen
  • Zettlr mir den Eindruck macht, vor allem für wissenschaftliche Arbeit konzipiert zu sein, und damit werde ich doch in meinem Alter nicht noch anfangen wollen? Das würde immerhin das Interesse des Nachbarn a.N. erklären, der dieser Arbeitsweise erheblich näher steht als ich, der olle Journo.
  • Zettlr offenbar zunächst ein heftiges RTFM erfordert: Das Anlegen von Notizen schaffe ich gerade noch so, das Verknüpfen fällt mir dagegen schon schwerer, und offenbar bin ich auch zu vernagelt, eine Ansicht zu finden, in der ich in Markdown schreiben, aber Links auch folgen kann. Ich sag’s ja: RTFM. Aber doch nicht jetzt.
  • Immerhin: Zettlr legt meine Daten in zugänglichen Markdown-Dateien ab. Verschlüsselung scheint nicht notwendig zu sein, da ich ohnehin keine Sync-Möglichkeit mit Mobilgeräten gefunden habe.

In diese Lage hinein platzt heute die Nachricht, dass Obsidian Version 1.0 erreicht hat. Dieser Ideenprozessor hatte am Ende eines früheren Eintrages schon einmal einen kurzen Auftritt, spielte dann aber aus Gründen, die ich vergessen hatte, keine Rolle mehr auf meiner Suche nach einem Tool zur Ideen- und Gedankenverwaltung. Und da sich der t3n-Autor quasi überschlägt, habe ich Obsidian vor zwei Stunden doch wieder heruntergeladen und installiert. Erste Eindrücke:

  • Gute Kombi aus Markdown-Editor und Live-Vorschau
  • Intuitives Verlinken (also das, was ich bei Zettlr vermisst bzw. nicht gefunden habe, und was bei Joplin zwar funktioniert, aber – über die Grenzen eines Notizbuches hinweg – nur mit Copy & Paste von Joplin-Links)
  • Kein Zwang zu einer vorgegebenen Ordnung (Ordner, Notizbücher oder was auch immer). Daraus kann sich entweder eine flexible Meta-Ordnung ergeben oder auch totales Chaos – aber das kann ich nach zwei Stunden noch nicht beurteilen.
  • Obsidian ist für Privatnutzer zwar gratis, aber anders als Zettlr oder Joplin nicht Open Source; das mag für den einen oder anderen ein Problem sein.
  • Obsidian ist – wie Joplin – für alle Geräte in meinem Fuhrpark verfügbar; eine Synchronisation zwischen Fest- und Mobilrechner unterschiedlicher Herkunft (sprich: alles, was nicht Apple ist) scheint jedoch nur über die hauseigene Sync-Funktion möglich zu sein; die ist – was die Synchronisation über iCloud nicht bietet – einerseits verschlüsselt (gut!), andererseits, verglichen mit Joplin, mit 8 Euro/Monat bei jährlicher Bezahlung vergleichweise teuer (nicht gut!).
  • Und auch Obsidian legt die Daten in Klartext-Markdown ab.

In einer seiner hilfreichen Mails meinte der Nachbar a.N. auch, dass letztendlich nur wichtig sein, was hinten rauskommt – sauberes Markdown nämlich, das sich dann fehlerfrei mit Pandoc weiterverarbeiten lässt. Alles andere sei doch nur Kosmetik. Dieser ergebnisorientierte Ansatz ist in Ordnung, wenn man die Arbeit in “Gedankenarbeit” nicht scheut und z.B. die (zumindest mir) fehlende intuitive Bedienung von Zettlr nicht als Problem ansieht. Was mich angeht, hat Obsidian den Teil mit der Kosmetik besser hinbekommen als andere. Und vielleicht kann ich mich jetzt auch wieder mit der anderen großen Aufgabe, der Erforschung der Zettelkastenarbeit, beschäftigen?