Am Anfang war der Zettelkasten – nicht

Wenige Jahre vor dem altersbedingten Ende meiner Laufbahn als hauptberuflicher Journalist habe ich festzustellen: Ich habe alles falsch gemacht.

Was ich damit meine: Ich habe – außer in den Jahren, in denen ich Projektarbeit geleistet habe, die ich dann doch dokumentiert haben musste – meine Arbeit, die Inhalte, die ich produziert habe, als, nun ja, Wegwerfprodukte angesehen. Meine Arbeitgeber haben das eine oder andere archiviert, das Netz vergisst sowieso nichts, aber ich habe nach bald vierzig Jahren als Vollzeitjournalist so gut wie kein persönliches Archiv vorzuweisen. Ein Grund dürfte meine ausgeprägte Abneigung gegen Aufräumen und Abspeichern sein; gerade mal eine Art Ablage für Rechnungen etc. besitze ich.

Hinweis für Jungjournalisten: Seid nicht wie ich. Hebt Euren Kram auf, speichert ihn, strukturiert ihn. Es wäre schade um all die Informationen, die Ihr Euch (und anderen) erarbeitet habt – und es spart Arbeit, wenn man Dinge nicht zum x-ten Mal nachgucken muss.

Natürlich wusste ich vom Konzept des Zettelkastens, wusste, dass Arno Schmidt (nicht gelesen) oder auch Walter Kempowski (gelesen und vor ein paar Jahren sogar zu seinem Elternhaus gepilgert) gewaltige Sammlungen angelegt und damit gearbeitet hatten. Aber: Bin ich Kempowski? Arbeite ich an einem opus magnum? Nö.

Meine Arbeiten waren eigentlich immer opera minima, und dafür reichte jahrzehntelang mein ziemlich gutes Gedächtnis und der eine oder andere unleserliche Schmierzettel.

Jetzt aber, zu Beginn meiner Reise in die Welt der systematischen Autorenarbeit, stelle ich fest: alles falsch gemacht… (s.o.)

Zum Glück ist es nie zu spät (außer wenn es dann wirklich zu spät ist, aber dann ist es auch egal). Und weil die gerade angesprochene Reise mit hilfreichen Hinweisen des Nachbarn aus Neukölln begonnen hat (der allerdings nicht von Zettelkästen, sondern von „Ideen-Prozessoren“ schreibt), werde ich mich zunächst mit dem Konzept des Zettelkastens in Theorie und vor allem Praxis anfreunden. Zur Theorie finde ich – natürlich unter der Domain „zettelkasten.de“ – eine auf Anhieb ganz brauchbar erscheinende Zusammenfassung.

Die Praxis aber werde ich zunächst mit einem alten Bekannten angehen, der schon lange auf meinen diversen Systemen ein unterschiedlich stark beachtetes Dasein führt. Aber das ist eine andere Geschichte.